Hintergrund des fünfaktigen Trauerspiels um Goethes strahlenden Helden Egmont ist der niederländische Befreiungskampf im 16. Jahrhundert. Egmont, der vorsorgende Klugheit und politische Vernunft ablehnt, ist der Gegenpol zum spanischen Herzog von Alba, der rücksichtslos den Gesetzen der despotischen Staatsautorität folgt und den Freiheitskämpfer mit einer List ins Verderben führt. Trotz seines unbändigen Freiheitswillens und Idealismus ist Egmont ein passiver Held, oder, wie Goethe in einem Gespräch mit Angelika Kaufmann erwähnt, »der, welcher durch sein ganzes Leben gleichsam wachend geträumt, Leben und Liebe mehr als geschätzt, oder vielmehr nur durch den Genuß geschätzt, daß dieser zuletzt noch gleichsam träumend wache.« Mit 'Egmont' gelang Goethe nach - Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand - sein zweites Drama nach dem Vorbild Shakespeares. Und wie Götz verkörpert Egmont die ausgezeichnete, alle Mitmenschen überragende Gestalt des freien, großen Einzelnen. Obwohl Goetheschon 1775 an dieser Tragödie zu arbeiten begann, wurde sie erst Ostern 1788 in Druck gegeben. Die bemerkenswerte Rezension, die im September 1788 in der 'Jenaer Allgemeinen Zeitung' zu Egmont erschien, stammte von Friedrich Schiller.